Lehre am Deutschen Institut

SDFN (Master): „1 Mal Flüchtling immer Flüchtling“ – Migrationsliteratur im Deutschunterricht

Dozent:innen: Katharina Brechensbauer
Kurzname: SDFN
Kurs-Nr.: 05.067.720
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Literatur zur Einführung:

Doerte Bischoff; Susanne Komfort-Hein: Einleitung. Literatur und Exil. In: Literatur und Exil. Neue Perspektiven. Berlin 2013, Seite 1 – 19.

Friederike Eigler: Heimat, Space, Narrative. Toward a transnational approach to flight and expulsion. Rochester 2014.

Jenny Kuhlmann: Exil, Diaspora, Transmigration. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (64) 42 / 2014, Seite 9 – 15.

Linda Shortt: German narratives of belonging. Writing generation and place in the twenty-first century. London 2015.

Inhalt

Im Familienroman „Die Unvollendeten“ von Reinhard Jirgl (2003) wird die Geschichte einer erzwungenen Migration am Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht unterschiedlicher Generationen erzählt. Die Fremdenfeindlichkeit der Nachkriegsgesellschaft und der nostalgische Rückkehrwunsch der aus Chomutov in Tschechien ‚vertriebenen‘ Familie bedingt ihre Außenseiterrolle. Die Aussage „1 Mal Flüchtling immer Flüchtling“ (Jirgl, 2003) fungiert als nachhaltig wirksame Selbst- und Fremdzuschreibung: Die Migrationserfahrung wird im Roman als Trauma erzählt, das auch lange nach Kriegsende verschiedene Generationen prägt.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit diesem und anderen Erzähltexten zu ‚Umsiedlung‘, ‚Flucht‘ und ‚Vertreibung‘, die seit 1945 in der BRD und der DDR und bis in die Gegenwart hinein entstanden sind (unter anderem von Anna Seghers, Arno Schmidt, Christa Wolf, Horst Bienek und Reinhard Jirgl). Diese Texte verhandeln auf unterschiedliche Weise einen Teil der Migrationsgeschichte, auf den sich auch in aktuellen asylpolitischen Debatten immer wieder bezogen und der bis zum heutigen Tag kontrovers diskutiert wird.
Im Seminar gehen wir der Frage nach, in welcher Weise das historisch-politische Wissen mit der Verhandlung in literarischen Texten fort- und umgeschrieben wurde und welche Positionen die literarischen Texte im Hinblick auf ihren geschichtspolitischen und erinnerungskulturellen Kontext bezogen haben. Zudem soll herausgearbeitet werden, inwieweit sich Bezüge zur Exilliteratur oder zu literarischen Texten der Gegenwart herstellen lassen, die sich mit Migration und Postmigration beschäftigen.
Im Hinblick auf eine Wiederbelebung von Konzepten der Identitätsorientierung im Deutschunterricht nehmen wir zudem eine literaturdidaktische Perspektive auf die Erzähltexte ein, denken über die Möglichkeit nach, anhand dieser eine Reflexion über den Zusammenhang von Identität, Herkunft und Migration anzuregen und entwickeln praktische Umsetzungsbeispiele.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
06.05.2017 (Samstag) 10:00 - 16:00 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
02.06.2017 (Freitag) 10:00 - 16:00 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
03.06.2017 (Samstag) 10:00 - 16:00 01 423 P103
1141 - Philosophisches Seminargebäude
09.06.2017 (Freitag) 10:00 - 16:00 01 701 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)
10.06.2017 (Samstag) 10:00 - 16:00 01 511 Seminarraum
1137 - Georg-Forster-Gebäude (Sowi)