Lehre am Deutschen Institut

GHIS/SHIS/UHIS: Grammatikalisierung

Dozent:innen: Jan Böhm
Kurzname: GHIS/SHIS/UHIS:
Kurs-Nr.: 05.067.1230
Kurstyp: Seminar/Übung

Voraussetzungen / Organisatorisches

Grundlage des Seminars ist die Monographie von Szczepaniak (2011): Grammatikalisierung im Deutschen. Eine Einführung. 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. Tübingen: Narr Verlag.
Da wir den größten Teil des Buches als verpflichtende Seminarlektüre bearbeiten werden, wird eine Anschaffung empfohlen.

Leistungen:
Die aktive Teilnahme umfasst neben der Vorbereitung und Mitarbeit für alle Teilnehmerinnen (auch GHIS/UHIS) die Übernahme eines Referats zu einem Grammatikalisierungsphänomen im Deutschen. Diejenigen, die eine Prüfungsleistung erbringen müssen, schreiben außerdem eine Hausarbeit.

Empfohlene Literatur

Szczepaniak (2011) [s.o.]

Heine, Bernd / Kuteva, Tania (2002): World Lexicon of Grammaticalization. Cambridge: Cambr. Univ. Press. [online-Ausgabe im Uninetz verfügbar]

Heine, Bernd (2003): „Grammaticalization“. In: Joseph, B. / Janda, R. (Hrsg): The Handbook of Historical Linguistics. Malden/Mass: Blackwell. Kap. 18, S. 575-601.

Bybee, J. / Perkins, R. / Pagliuca, W. (1994): „Theoretical Background“. In: dies. The Evolution of Grammar: Tense, Aspect, and Modality in the Languages of the World. Chicago: Univ. of Chicago Press. Kap. 1, S. 1-26.

Inhalt

Inhalt:
Im  Wessobrunner Schöpfungsgedicht (um 814) heißt es: „Dat gafregin ich […] Dat ero ni uuas noch ufhimil, noh paum noh pereg ni uuas […]“, wörtlich übersetzt also „Das erfuhr ich […] dass Erde nicht war noch Himmel, noch Baum noch Berg nicht war […]“. Aus der wörtlichen Übersetzung lässt sich ohne weiteres der Inhalt verstehen, die grammatischen Strukturen weichen aber deutlich ab: so fehlt aus heutiger Perspektive der Artikel bei Erde, während die zusätzliche Verneinung am Ende (noch Berg nicht war) zumindest im Standard als unnötig bzw. falsch gilt. Warum ist der Artikel im Ahd. nicht obligatorisch, im heutigen Deutschen dagegen schon? Und woraus ist er entstanden?
Die Grammatikalisierungstheorie versucht, auf solche Fragen Antworten zu finden und Regelmäßigkeiten in der Entstehung grammatischer Elemente zu formulieren. So entstehen grammatische Strukturen sehr häufig aus vorher freien Lexemen bzw. Konstruktionen, wobei Lexeme aus einem bestimmten semantischen Bereich („Spenderlexeme“) häufig ähnliche Entwicklungen nehmen. Ein klassisches Beispiel ist die Entwicklung von Bewegungsverben (kommen, gehen) zu Futurmarkern in vielen Sprachen, vgl. die Englische going to-Konstruktion. Dabei verlieren sie zunehmend ihre konkrete (lexikalische) Bedeutung (in diesem Fall, der räumlichen Bewegung) und erwerben neue, abstraktere Funktionen (Futurausdruck). Bei weit fortgeschrittenen Grammatikalisierungen bleibt schließlich nichts mehr von der alten Bedeutung erhalten: so kann man den Führerschein abgenommen bekommen, obwohl die Semantik von bekommen ja gerade das Gegenteil eines Verlustes ausdrückt. Im Seminar werden uns neben verbalen Kategorien wie Perfekt, Passiv und Futur auch nominale Kategorien (Entstehung der Artikel und Wandel der Verneinung) sowie die Entstehung von Text- und diskursstrukturierenden Mitteln beschäftigen, u.a. die Entwicklung der Subjunktion dass aus dem Demonstrativum das oder die Entwicklung von weil aus einer Konstruktion mit der Bedeutung 'während' zur kausalen Subjunktion und weiter zum Diskursmarker in weil das wird ja doch nix.


 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
16.10.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
23.10.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
30.10.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.11.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.11.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.11.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.11.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
04.12.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.12.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
18.12.2017 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.01.2018 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.01.2018 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
22.01.2018 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.01.2018 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude
05.02.2018 (Montag) 14:15 - 15:45 01-471 (ÜR neben P109a)
1141 - Philosophisches Seminargebäude