Lehre am Deutschen Institut

SFAL I/II/MADL/EUL-3: Verkehrte Welten, gestörte Ordnungen: Schwankhaftes, didaktisches und groteskes Erzählen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

Dozent:innen: Dominik Schuh; Dr. Anne Christine Waldschmidt
Kurzname: SFAL I/II/MADL/EUL-3
Kurs-Nr.: 05.067.770
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Zur Einführung:

Ehrismann, Otfrid: Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden im Mittelalter. Eine Einführung. Darmstadt 2011 (Einführungen Germanistik).

Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen Novellistik im Mittelalter: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen 2006.

Könneker, Barbara: Satire im 16. Jahrhundert. Epoche – Werke – Wirkung. München 1991 (Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte).

Inhalt

Werden in der Literatur Zustände ausgemalt, in denen alles, was in der Welt üblicherweise gilt oder gelten soll, auf den Kopf gestellt ist, enthält diese Darstellung zumeist nicht nur einen launigen Einfall, sondern auch die Behauptung einer Kritikwürdigkeit der Wirklichkeit. Das Erzählen von Verstößen gegen moralische Normen, von der Inversion gesellschaftlicher Hierarchien oder dem Außerkraftsetzen gedanklich-logischer Zusammenhänge formuliert diese Kritik als Frage nach der Gültigkeit einer in der Umkehrung stets unterstellten Ordnung. Die Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zeigt, wie auch und gerade das Wissen um eine Reihe anerkannter Moral- und Weltordnungsvorstellungen eine eigene Produktivität dieses Verfahrens entfaltet. ‚Verkehrte Welten‘ können dabei Ausdruck für unterschiedliche Positionierungen zu den Ordnungen sein: selten für deren Infragestellung, bisweilen für das Vergnügen an der bloßen Fortschreibung des Widersinnigen und die ästhetische Freiheit im Umgang mit gängigen Gattungskonventionen, am häufigsten aber für eine Affirmation des Geltenden. So soll im moraldidaktischen Schrifttum sowie der Gesellschafts- und Ständesatire das Vorführen der negativen Konsequenzen von Normverletzungen und Missachtung sozialer Grenzen solche Verstöße gegen sich selbst zeugen lassen und damit von ihnen abraten. Meist ohne explizit kritischen Impuls nutzen hingegen populäre Formen wie Fastnachtsspiele und Schwänke das spielerische Abweichen von der Ordnung als Durchgang zu deren Bestätigung und damit als Unterhaltungsgenre. Die frühneuzeitliche Narrenliteratur schließlich betreibt die Verallgemeinerungen der Sinnwidrigkeiten zu einer umfassenden Weltdiagnose und gerät damit an die Grenze zur Groteske, wenn die Sinnwidrigkeit nicht mehr als Abweichung, sondern als Gesetz der Welt erscheint.

Das Seminar behandelt kurze Erzähltexte vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, um ihre Varianten der satirischen oder spielerischen Umsetzung des Erzählmusters verkehrter Welten zu erarbeiten. Dazu werden spätmittelalterliche Schwänke, Unsinnserzählungen (Der Finkenritter), didaktische Texte (grobianische Tischzuchten) oder parodistische Verkehrungen der literarischen Propaganda höfischer Gesellschaftsformen (z.B. in Wittenwilers Der Ring) ebenso wie die Narrenrevuen von Brandt und Murner auf ihre je spezifischen Strategien der rhetorischen Inanspruchnahme und narrativen Ausmalung der Ordnungs- und Normverstöße betrachtet. Analysiert werden die ästhetischen Verfahren von Satire, Groteske, Parodie und Verfremdung, aber auch die historisch unterschiedlichen Tendenzen moralisierender Darstellung. Der genaue Seminarplan wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.10.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
26.10.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
02.11.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
09.11.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
16.11.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
23.11.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
30.11.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
07.12.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
14.12.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
21.12.2017 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.01.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
18.01.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.01.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
01.02.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.02.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 491 P15
1141 - Philosophisches Seminargebäude