Lehre am Deutschen Institut

SGAL I/II/III: Nibelungenlied

Dozent:innen: Dr. Philipp Friedhofen
Kurzname: SGAL I/II/III:
Kurs-Nr.: 05.067.890
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Im Rahmen des Seminars werden wir uns mit dem Nibelungenlied auf Basis der von Hermann Reichert herausgegebenen mittelhochdeutschen Edition des Textes nach der St. Galler Handschrift B auseinandersetzen. Die Ausgabe wird zur Anschaffung empfohlen, sie kostet neu 29,95€ und ist antiquarisch (möglicherweise in der ersten Aufl.) ggf. etwas günstiger zu erhalten: 

Das Nibelungenlied. Text und Einführung. Nach der St. Galler Handschrift hrsg. u. erl. v. Hermann Reichert. 2., durchges. u. erg. Aufl. Berlin/Boston 2017.

ISBN: 978-3-11-052421-5 

Die Nutzung dieser Textausgabe ist verbindlich, andere und insbesondere übersetzte Ausgaben dürfen im Rahmen des Seminars nicht genutzt werden

Inhalt

Uns ist in alten mæren    wunders vil geseit
Von helden lobebæren,    von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten,   von weinen und von klagen,
von küener recken strîten   muget ir nu wunder hœren sagen.


So fängt das Nibelungenlied an, oder? Aber was ist das überhaupt für ein Text? Ein Siegfried-Epos? Ein Kriemhild-Roman? In der Edition nach B, welche dieses Seminar als Textgrundlage verwenden wird, steht die Eingangsstrophe nicht. Der Text steigt unmittelbar in das Erzählen ein und berichtet von jenem Kriemhild geheißenen vil edel magedîn, dessen Schönheit die aller anderen Frauen in den Schatten stellt, um dessentwillen so viele Krieger den Tod finden werden. 

Doch die berühmte Eingangsstrophe, eine Zutat der Redaktion von C, die von A übernommen wurde und B unbekannt ist, erfasst, so haben Michael Curschmann und auf dessen Darstellung aufbauend Cordula Kropik argumentiert, „den Akt traditionellen mündlichen Erzählens in einer literarisch-poetischen Metapher von geradezu raffinierter gedanklicher und kompositorischer Komplexität“[1]. Denn in dieser Metapher findet sich nicht nur der bereits in der mündlichen Erzähltradition immer schon geleistete Übergang vom Geschehen zur Geschichte reflektiert, sondern, sofern die Strophe sich als „schriftliterarische Simulation“ von Mündlichkeit ausweisen lässt, auch der Übergang dieser mündlichen Erzähltradition in die Schriftlichkeit, mithin die Literarisierung alter mære. Damit führt C eine Distanzierungsbewegung fort, die bereits in der im Seminar behandelten Fassung B angelegt ist und welche den Prozess literarischer Formung eines noch immer als geschichtlich betrachteten Stoffes in den Blick geraten lässt. Dementsprechend bietet es sich auch für die Arbeit an der Fassung des Textes nach B an, das Nibelungenlied in Rahmen dieses Seminars exemplarisch auf die Konstituenten eines Erzählens zu hinterfragen, welches eine mündliche Tradition geschichtlichen Erzählens schriftliterarisch überformt und in eine epische Großform überführt. Wie also ist die Welt des Nibelungenliedes beschaffen als eine erzählte Welt im Spannungsfeld von geschichtlich verbindlichem Wissen und literarischen Mustern? Wie sind die Figuren, die diese Welt bevölkern, beschaffen? Wie konstituiert sich das, was man mit Jan-Dirk Müller als „Spielregeln für den Untergang“ bezeichnen kann und wo liegt die Aporie dessen, was Müller als „höfische Kompromisse“ bezeichnet hat?


[1] Michael Curschmann: Dichter alter mære. Zur Prologstrophe des Nibelungenliedes im Spannungsfeld von mündlicher Erzähltradition und laikaler Schriftkultur, in: Gerhard Hahn/Hedda Ragotzky (Hg.): Grundlagen des Verstehens mittelalterlicher Literatur. Literarische Texte und ihr historischer Erkenntniswert (=Kröners Studienbibliothek 663), Stuttgart  1992, S. 55-71, hier , S. 64 sowie Corula Kropik: Reflexionen des Geschichtlichen. Zur literarischen Konzenption mittelhochdeutscher Heldenepik. (= Jenaer germanistische Forschungen 24), Heidelberg 2008, S. 27. 

Zusätzliche Informationen

Der genaue Seminarplan wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben. 

Aus organisatorischen Gründen wird ein Teil des Seminars in Blockveranstaltungen stattfinden. 

Modulprüfunden erfolgen in Form einer schriftlichen Hausarbeit. 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.04.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
9125 - Bausparkasse Mainz
26.04.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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03.05.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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17.05.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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24.05.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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07.06.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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14.06.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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21.06.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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28.06.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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05.07.2018 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 011 SR 05
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