Lehre am Deutschen Institut

REPA: Neidharts poetischer Kosmos

Dozent:innen: Marco Lehmann
Kurzname: REPA
Kurs-Nr.: 05.067.475
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Textgrundlage:
Die Lieder Neidharts. Hrsg. v. Edmund Wießner u. Paul Sappler. 5. Aufl. Tübingen 1999. (=Altdeutsche Textbibliothek 44).

Zur Einführung:
Gert Hübner: Minnesang im 13. Jahrhundert. Eine Einführung. Tübingen 2008. S. 45-61.

Inhalt

Neidhart dichtet aus einer nachklassischen Position heraus, das heißt konkret: Er hat die besonders prominenten und wirkungsmächtigen Ausprägungen mittelhochdeutscher Minnelyrik, etwa bei Heinrich von Morungen und Walther von der Vogelweide, literaturgeschichtlich bereits im Rücken. Auf diese Ausgangslage und die sich aus ihr ergebende Herausforderung, das eigene Autorschaftsprofil in Abgrenzung von den Vorgängern zu schärfen, reagiert Neidhart unter anderem, indem er die etablierten Figurationen und Motive mittelalterlichen Sprechens von der Liebe in eine genuin nichthöfische, bäuerliche Sphäre verschiebt – eine Transposition, die zahlreiche komische und groteske Effekte zeitigt. Charakteristisch für dieses satirische Manöver erscheint, dass nicht etwa nur die mit den Spielregeln höfischen Verhaltens auf Kriegsfuß stehenden dörper dem Lachen der Rezipienten preisgegeben werden, sondern die Texte in ironischen und parodistischen Wendungen immer wieder auch die Sänger-persona selbst, Neidharts fiktionsinternes alter ego, bloßstellen.
Neidharts lyrisches Œuvre zeichnet sich weiterhin dadurch aus, dass die einzelnen Gedichte, aus denen es sich zusammensetzt, untereinander dicht vernetzt sind. Hierzu tragen zum Teil eher strukturelle Momente wie das wiederkehrende Muster des Natureingangs respektive die Aufteilung in Sommer- und Winterlieder bei, namentlich aber auch der Rekurs auf bestimmte Hintergrundgeschichten, die in verschiedenen Gedichten aufgerufen, aber nie vollständig expliziert werden – gleich durch mehrere Winterlieder geistert beispielsweise die Erinnerung an einen im Nachhinein als fatal eingeschätzten Raub eines Spiegels. Im Seminar wollen wir nicht zuletzt solche Strategien, die Verbindungen zwischen den verschiedenen Texten stiften, genauer unter die Lupe nehmen – Neidhart arbeitet mit ihnen einer Tendenz zur verstärkten Integration von Gedichten in ein zusammenhängendes Opus vor, die sich unter je spezifischen Vorzeichen bei Lyrikern des späteren Mittelalters wie Petrarca oder Oswald von Wolkenstein beobachten lässt. Damit soll sichtbar werden, wie Neidhart seine Texte zu einem eigenwilligen poetischen Kosmos zusammenschließt, in den die Rezipienten mit jedem neuen Gedicht tiefer hineingezogen werden.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
16.04.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
1331 - Verfügungsbau SB II
23.04.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
1331 - Verfügungsbau SB II
30.04.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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07.05.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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14.05.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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28.05.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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04.06.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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11.06.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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18.06.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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25.06.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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02.07.2018 (Montag) 10:15 - 11:45 03 436
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