Lehre am Deutschen Institut

HADL / SFAL I-IV (Master): Medizinisches in der Literatur des Mittelalters

Dozent:innen: Dr. Philipp Friedhofen
Kurzname: HADL
Kurs-Nr.: 05.067.1120
Kurstyp: Seminar/Hauptseminar

Empfohlene Literatur

Eine Liste mit der im Rahmen des Seminars zu lesenden Literatur wird Ihnen über den Seminarreader zur Verfügung gestellt. 

Inhalt

Unter den ältesten uns erhaltenen Zeugnissen der deutschen Sprache finden sich einige Zaubersprüche und Rezepte u.a. zur Behandlung von Blutungen und Krebsgeschwüren und im Innsbrucker Codex 652 ist uns ein unter dem Titel „Frauengeheimnisse“ firmierendes Rezept mit Anweisungen zur Behandlung von Wöchnerinnen überliefert. In Hartmanns von Aue zweitem Artusroman „Iwein“ verfällt der Protagonist, nachdem er von seiner Frau verstoßen wurde, dem Wahnsinn und Hartmanns „armer Heinrich“ erkrankt an Aussatz. In Wolframs von Eschenbach „Parzival“ leidet der Gralskönig Anfortas an einer komplizierten Verletzung des Genitalbereichs und sowohl der Artusritter Gawan als auch die Artusmutter Arnive erweisen sich im Verlauf des Textes als in der Heilkunde durchaus bewandert.

Dass sich in mittelalterlicher Literatur immer wieder Krankheitsbilder ebenso wie Überlegungen über deren Ursachen und die Heilungsmöglichkeiten finden, mag angesichts einer so elementaren Lebenserfahrung wie derjenigen von Krankheit oder Versehrung kaum verwundern. Verwunderlich erscheinen demgegenüber die aus heutiger Sicht zum Teil eher abenteuerlichen Ansätze zur Erklärung von Krankheit und Gebrechen, die erwogenen Heilmethoden sowie die Ambivalenz in der Bewertung von in weitestem Sinne medizinischem Wissen: Während beispielsweise Wolfram ein unverhohlenes Interesse an Medizinischem zur Schau stellt, postuliert Gottfried von Straßburg im „Tristan“, dass Heilkunde etwas sei, worüber man sich besser in Schweigen hülle, da es unlîdic unde unsenfte und damit niht des hoves (V. 7957f.) sei.

Am Beispiel der Verhandlung von im weitesten Sinne medizinischem Wissen in volkssprachlichen Texten des frühen und hohen Mittelalters soll im Rahmen des Seminars exemplarisch der von Rainer Warning mit dem Begriff „poetischer Konterdiskursivität“ charakterisierte Zugriff von Literatur auf eine je zeitgenössische Episteme bzw. auf das, was man mit Castoriadis das „Imaginäre“ einer Gesellschaft oder Kultur nennen mag, reflektiert werden, um in der Diskussion der Frage nach der „interpretatorischen Relevanz kulturellen Wissens“ (A. Schulz) einerseits die Beherrschung eines methodischen Instrumentariums zum Verstehen und Interpretieren von Texten unter Berücksichtigung ihrer Historizität zu vertiefen, und andererseits die gemeinhin unter dem Schlagwort der Alterität gefasste Eigenheit des Fremden besser greifbar werden zu lassen. Denn was dem Mittelalter als medizinisches Wissen galt, deckt sich über weite Strecken nicht mehr mit heutigen Vorstellungen, und so ist stets auch zu klären, wie jenes aus antiken Quellen (vor allem dem hippokratischen Corpus und den Schriften Galens) gespeiste und im weitesten Sinne medizinische Wissen sich im Spannungsfeld von (Heil-)Kunst, (Natur-)Philosophie und Religion als Element einer mittelalterlichen Episteme formiert und so Eingang in eben jenes Imaginäre findet, auf das behandelten Texte Bezug nehmen. Dementsprechend wird im Seminar über die Bereitschaft hinaus, sich Texte bzw. Textauszüge in althochdeutscher und mittelhochdeutscher Sprache zu erarbeiten, eine hohe Bereitschaft zur Lektüre auch theoretischer Texte vorausgesetzt. 

Zusätzliche Informationen

Der genaue Seminarplan wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

Aus organisatorischen Gründen wird ein Teil des Seminars in Blockveranstaltungen stattfinden. 

Modulprüfungsleistungen werden entweder in Form einer schriftlichen Hausarbeit erbracht oder, wo die jeweilige Prüfungsordnung dies vorschreibt (unter bestimmten Bedingungen M.Ed. im Modul 14/15 sowie M. Ed. WiPäd), in Form einer mündlichen Prüfung. 

 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
20.04.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
27.04.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
04.05.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
11.05.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
18.05.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
25.05.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
01.06.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
08.06.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
15.06.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
22.06.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
29.06.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II
06.07.2018 (Freitag) 10:15 - 11:45 02 132 Seminarraum
1331 - Verfügungsbau SB II