Lehre am Deutschen Institut

HNDL/SFNL I-V (Master): Tempusgebrauch

Dozent:innen: Dr. Johannes Ullmaier
Kurzname: HNDL
Kurs-Nr.: 05.067.1130
Kurstyp: Seminar/Hauptseminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Narration und Tempus

„Jetzt IST es Mittag.“ „Zwei plus zwei IST vier.“ „Es IST zum Verzweifeln.“ „Aber Jakob IST immer quer über die Gleise gegangen.“ Viermal „ist“, doch jedes Mal ein völlig anderer Zeitbezug.
„Am Anfang HATTE Gott Himmel und Erde GESCHAFFEN.“ „Gestern TRAF ich einen Bekannten.“ „Hänsel und Gretel HABEN SICH im Wald VERIRRT.“ Dreimal Vergangenheit, dreimal grammatisch different, und jedes Mal leicht irritierend. Aber warum?
Wie in allen natürlichen Sprachen korreliert auch im Deutschen das grammatische Tempus nicht immer eineindeutig mit dem [dadurch] jeweils angezeigten Zeitverhältnis. Zudem gelten für fiktionale Texte offenbar Sonderregeln, auch wenn über deren konkrete Beschaffenheit und Reichweite selbst nach jahrzehntelanger Diskussion noch keine Einigkeit besteht. Unterdes hat sich die literarische Praxis in den letzten ca. zwanzig Jahren – nicht zuletzt in Assimilations- oder Distanzierungsreaktionen auf die allgemeine Medienentwicklung in Richtung Audiovisualität, Bildschirm/Display, Echtzeit – ihrerseits merklich gewandelt.
Angesichts dieser diffusen Ausgangslage gilt es im Seminar zunächst, das Temporalsystem des Deutschen sowie die Grundbegriffe der Narratologie – und hier besonders deren zeitbezogene Kategorien (Dauer, Ordnung und Frequenz) – elementar zu rekapitulieren. Auf dieser Basis sind dann einschlägige narratologische Positionen zur Tempusfrage – etwa von Käte Hamburger und Harald Weinrich – an klassischen Beispielen von Grimmelshausen über Adalbert Stifter bis Ingeborg Bachmann zu rekonstruieren und zu prüfen. Erst auf diesem Fundament sind schließlich neuere literarische wie auch theoretische Entwicklungen spezifisch zu verorten und zu diskutieren. Ziel des Seminars ist, hier gemeinsam möglichst weit zu kommen.

Literatur:
Einführend zum Tempus:
- Rothstein, Björn: Tempus. 2. Aufl. Heidelberg: Winter 2017.

Einführend zur Narratologie:
- Martínez, Matías/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. 10. Aufl. München: Beck 2016.

Zum Thema:
- Hamburger, Käte: Die Logik der Dichtung. 4. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta 1994.
- Weinrich, Harald: Tempus. Besprochene und erzählte Welt (1964). 6. Aufl. München: Beck 2001.
- Avanessian, Armen/Hennig, Anke: Präsens. Poetik eines Tempus. Zürich: Diaphanes 2012.
- Zeman, Sonja: Episches Präteritum und historisches Präsens. In: Martin Huber u. Wolf Schmid (Hg.): Grundthemen der Literaturwissenschaft. Erzählen. Berlin/Boston 2018, 244–259.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
18.10.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
9125 - Bausparkasse Mainz
25.10.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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08.11.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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15.11.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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22.11.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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29.11.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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06.12.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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13.12.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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20.12.2018 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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10.01.2019 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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17.01.2019 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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24.01.2019 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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31.01.2019 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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07.02.2019 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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14.02.2019 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 00 014 SR 01
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