Lehre am Deutschen Institut

SFNL I/II: Mehrsträngiges Erzählen

Dozent:innen: Dr. Johannes Ullmaier
Kurzname: SFNL I/II:
Kurs-Nr.: 05.067.778
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Wichtige Info: Bitte beachten Sie, dass insgesamt 5 Kurse des Typs SFNL zur Auswahl stehen.

Empfohlene Literatur

Einführend die betreffenden Kapitel bzw. Bemerkungen in:
- Beil, Benjamin/ Kühnel, Jürgen/ Neuhaus, Christian: Studienbuch Filmanalyse. Ästhetik und Dramaturgie des Spielfilms., 2. aktual. Aufl. Paderborn: Fink 2016 (= UTB 8499).
- Martínez, Matías/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. 10., überarb. und aktual. Aufl., München: C.H. Beck 2016.
- Schößler, Franziska: Einführung in die Dramenanalyse, 2. aktual. und neubearb. Aufl., Stuttgart: Metzler 2017.
- Lämmert, Eberhard: Bauformen des Erzählens. 8., unveränd. Aufl., Stuttgart: Metzler 1991.

Forschung:
- Nischik, Reingard M.: Einsträngigkeit und Mehrsträngigkeit der Handlungsführung in literarischen Texten, Tübingen: Narr 1981. 

Inhalt

Wenn ein Roman oder Spielfilm mit zwei, drei oder auch fünf mehr oder weniger gleichberechtigten Erzählsequenzen anfängt, die zunächst gar nichts miteinander zu tun haben und von denen auch nicht ganz klar ist, wie sie zeitlich korrelieren, ist heute niemand mehr allzu verwirrt oder gar empört. Denn alle rechnen fest damit, dass sich früher oder später „alles irgendwie zusammenfügt“ – wie es dann in aller Regel auch geschieht. So wird mittlerweile so gut wie jeder Bestseller, so gut wie jede Serie, ja selbst so gut wie jeder „Tatort“ ganz selbstverständlich mehrsträngig erzählt. Das dafür erforderliche, keineswegs naturgegebene Arsenal an kulturellen bzw. mentalen Schemata ist offenkundig flächendeckend eingeübt.

Das war nicht immer so. Und auch in der aktuell kanonischen Erzähltheorie (im Gefolge von Gérard Genette) schlägt sich die Hegemonie medial-moderner Mehrsträngigkeit kaum nieder. Im Gegenteil: Je strukturalistischer und exaktistischer eine narratologische Schule, desto geringer die Chance, in deren Lehrwerken Stichworte wie „Mehrsträngigkeit“, „Erzählstrang“ oder „Multilinearität“ auch nur im Glossar, geschweige denn eingehend reflektiert zu finden. Das führt zu einer wachsenden didaktischen Kluft: auf der einen Seite die realen Standards mehrsträngiger Produktion wie Rezeption und auf der anderen Theoriestandards, die für deren Analyse tendenziell dysfunktionale, weil implizit einsträngig definierte Analysekategorien wie „Erzählzeit/erzählte Zeit“, „Analepse“, „Nullfokalisation“ etc. anbieten.

Gegenstand des Seminars soll es deshalb sein, sich die Effekte mehrsträngigen Erzählens an ausgewählten Beispielen (darunter Heinrich von Kleists Erzählung „Das Erdbeben in Chili“, Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ und die Serie „The Wire“) vor Augen zu führen und Möglichkeiten ihrer kategorialen Beschreibung zu diskutieren. Dabei sollen vor allem die komplexen Zeitverhältnisse (hier primär die Trennung von integraler Story-Zeit versus strangbezogenen Eigenzeiten im Verhältnis zur jeweiligen Erzähl- bzw. Darbietungszeit) sowie Formen der Präsent-Werdung bzw. -Machung von „abwesend parallellaufenden“ bzw. „stillstehenden“ Handlungssträngen („Spannung!“) im Zentrum stehen. 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
26.04.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
03.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
31.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
07.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
14.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
21.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
28.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
05.07.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
12.07.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude