Lehre am Deutschen Institut

SDGA: Copy & Paste im deutschen Mittelalter? ,Friedrich von Schwaben‘

Dozent:innen: Dr. Mirna Kjorveziroska
Kurzname: SDGA
Kurs-Nr.: 05.067.690
Kurstyp: Seminar
Format: online

Digitale Lehre

Die Lehrveranstaltung wird digital stattfinden, vorgesehen sind Online-Sitzungen über Microsoft Teams. Die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten nähere Informationen zum genauen Procedere kurz vor Beginn des neuen Semesters.

Empfohlene Literatur

Der Primärtext ist online verfügbar:

Friedrich von Schwaben. Aus der Stuttgarter Handschrift herausgegeben von Max Hermann Jellinek, Berlin 1904 (Deutsche Texte des Mittelalters 1).

Link: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/Jellinek1904/0001

Zum Einstieg:

Sappler, Paul: Friedrich von Schwaben, in: Haug, Walter/Wachinger, Burghart (Hrsg.): Positionen des Romans im späten Mittelalter, Tübingen 1991 (Fortuna vitrea 1), S. 136–145.

Gärtner, Kurt: Zur Rezeption des Artusromans im Spätmittelalter und den Erec-Entlehnungen im Friedrich von Schwaben, in: Wolfzettel, Friedrich (Hrsg.): Artusrittertum im späten Mittelalter. Ethos und Ideologie, Gießen 1984, S. 60–69.

Inhalt

Der adlige Friedrich verläuft sich auf der Jagd nach einem Hirsch im Wald und lernt in einer menschenleeren Burg die wunderschöne Angelburg kennen, die von ihrer bösen Stiefmutter verzaubert wurde: Tagsüber muss sie sich in eine Hirschkuh verwandeln und nur nachts erlangt sie ihre menschliche Gestalt zurück. Die elaborierten Erlösungsbedingungen bestehen aus Keuschheitsgebot und Sichtverbot nach einem strikten Zeitmuster (dreißig Nächte in fünf Serien). Der von leidenschaftlicher Liebe geplagte Friedrich verstößt jedoch gegen das Sichttabu und verliert Angelburg. Nach dem gescheiterten Erlösungsversuch bricht er zur Suchfahrt auf und begegnet unterwegs der Zwergenkönigin Jerome, die ihn in einem hohlen Berg in Liebesgefangenschaft hält. Nach der Flucht tritt der in finanzielle Not geratene Romanheld in den Dienst eines Königs, der seine zehnjährigen Bemühungen nur mit dem Fell eines noch nicht erlegten Hirsches belohnt. Der Hirsch erweist sich als eine weitere zu erlösende Jungfrau, die Friedrich zu Angelburg weist. Durch Kleiderraub während ihres Bades kann er die diesmal in eine Taube verwandelte Angelburg endlich erlösen. Ein erstes Happyend zeichnet sich ab: Friedrich und Angelburg heiraten, bekommen einen Sohn; darüber hinaus brilliert die Heldin als liebevolle Stiefmutter der Tochter von Friedrich und Jerome. Angelburg stirbt nach neun Jahren Ehe, nachdem sie Friedrich aufgetragen hat, Jerome zu heiraten. In einem zweiten Happyend lässt sich Jerome zur Vergebung und Hochzeit überreden und schlüpft nun ihrerseits in die Rolle der Stiefmutter, indem sie sich nicht nur um die eigene Tochter, sondern auch um Angelburgs Sohn kümmert. Menschen und Zwerge leben in vorbildlicher Familienharmonie zusammen.

Das sind die inhaltlichen Grundkoordinaten, die die Handlung des spätmittelalterlichen Romans Friedrich von Schwaben konstituieren. Zum einen soll das Seminar der Frage nachgehen, inwiefern der Text als Märchen gelesen werden kann: Es gilt, die Ausbildung einer einheitlichen Wunderwelt (mit Zwergen, Tierverwandlungen und verzauberten Jungfrauen an allen Ecken und Enden) in den Blick zu nehmen, die der Ubiquität des Wunders in der ,Gattung Grimm‘ erstaunlich nahe kommt. Gewährt wird dadurch ein Einblick in die kontroverse mediävistische Diskussion zu (nicht-)vorhandenen Märchen im Mittelalter und zur (Un-)Möglichkeit, diese Gattungslinie in die mittelhochdeutsche Literatur zurückzuverlängern. Zum anderen soll unsere Aufmerksamkeit – wie im Kurstitel angekündigt – dem Einmontieren ganzer Textbausteine aus vorgängigen mittelhochdeutschen Texten in den anonymen Friedrich von Schwaben gelten. Angesprochen sind damit Konzepte wie Urheberrecht, Umgang mit Zitaten, Plagiat als selbstverständliche Prämissen der Gegenwart, die wir historisieren bzw. in ihrer historischen Brüchigkeit ausleuchten wollen. Zur Diskussion stehen werden auch das Phänomen der Hybridität und die Technik der Collage, die nicht nur Friedrich von Schwaben, sondern auch die Ästhetik der Postmoderne kennzeichnen.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
15.04.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
22.04.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
29.04.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
06.05.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
20.05.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
27.05.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
10.06.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
17.06.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
24.06.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
01.07.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
08.07.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online
15.07.2021 (Donnerstag) 16:15 - 17:45 Online