Lehre am Deutschen Institut

SFAL I/II: Frau Minne, Frau Welt, Herr Pfennig – Personifikationen in der mittelhochdeutschen Dichtung

Dozent:innen: Dr. Mirna Kjorveziroska
Kurzname: SFAL
Kurs-Nr.: 05.067.765
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Die Lehrveranstaltung findet in Präsenz statt.

Empfohlene Literatur

Alle zu lesenden Primärtexte werden zu Beginn des Semesters auf Moodle online zur Verfügung gestellt.

Forschungsliteratur zum Einstieg:
Kiening, Christian: Personifikation. Begegnungen mit dem Fremd-Vertrauten in mittelalterlicher Literatur, in: Brall, Helmut/Haupt, Barbara/Küsters, Urban (Hrsg.): Personenbeziehungen in der mittelalterlichen Literatur, Düsseldorf 1994 (Studia humaniora 25), S. 347–387.

Philipowski, Katharina: Die Gestalt des Unsichtbaren. Narrative Konzeptionen des Inneren in der höfischen Erzählliteratur, Berlin/Boston 2013 (Hermaea 131).

Inhalt

Ein Erzähler erkundigt sich ehrfürchtig bei Frau Aventiure, der personifizierten Erzählung, wie es seinem Romanhelden gehe und wo er sich befinde. Ein anderer Erzählerkollege beschimpft Frau Minne, dass sie käuflich geworden ist. Ein lesender Ritter wird in seiner Kammer von Frau Welt besucht, die ihm neben der wunderschönen Vorderseite auch ihren von Würmern zerfressenen Rücken zeigt. Eine moralisierende Stimme beklagt die traurige Lebensgeschichte von Frau Ehre, die einst mit ihrem Gefolge überall als Herrscherin empfangen wurde, in der desolaten Gegenwart indes keine Bleibe zu finden vermag. Ein Sprecher-Ich beobachtet, wie Herr Pfennig Frau Liebe von einer Brücke stößt, zieht die Hilflose aus dem Bach und bringt sie zu ihrem Zelt, wo sie von den Tugenden, auch ihrerseits empört über die Übermacht des Geldes, umsorgt wird. Ein Witwer stellt den diskussionsfreudigen Tod zur Rede, dass dieser ihm seine geliebte Frau geraubt hat.

Immer wieder werden in der mittelhochdeutschen Dichtung Abstrakta als agierende Figuren dargestellt, Ungegenständliches und Unsichtbares erhält einen „geliehenen Körper“ (Philipowski), Begriffe schlüpfen in eine menschliche Gestalt, um diskursivierbar und sprachlich greifbar zu werden. Das Seminar fragt nach den diversen Funktionen dieser Personifikationen, die die fiktiven Welten bevölkern – wie sie die Thematisierung von Emotionen und verborgenen Vorgängen im Inneren ermöglichen, moralethische Dilemmata sowie metaphysische Prinzipien visualisieren und Wertediskussionen, aber auch poetologische Reflexionen als dramatische Bühnenstücke austragen –, interessiert sich ferner für die räumlichen Arrangements, in denen sie auftreten, sowie für das Verhältnis und die Interaktionsformen zwischen personifizierten und menschlichen Figuren. Zum einen werden die ideengeschichtlichen Meilensteine und Denktraditionen ausgeleuchtet, in denen die literarischen Personifikationen zu betrachten sind (z.B. Prudentius' Psychomachia, Boethius' Consolatio Philosophiae, Schule von Chartres), zum anderen wird ein reiches, gattungstypologisch heterogenes und chronologisch ausgedehntes Spektrum an einschlägigen mittel- und frühneuhochdeutschen Texten vorgestellt (Auszüge aus höfischen Romanen, Konrads von Würzburg allegorische Erzählungen, Minnereden, Sangspruch, Der Ackermann aus Böhmen).

 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
18.10.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.10.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.11.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.11.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
22.11.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.11.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.12.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.12.2021 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
03.01.2022 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.01.2022 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.01.2022 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.01.2022 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude
31.01.2022 (Montag) 10:15 - 11:45 01 471 ÜR Deutsches Institut
1141 - Philosophisches Seminargebäude