Lehre am Deutschen Institut

HNDL / SFNL I-V (Master): Literatur und Überwachung

Dozent:innen: Dr. Johannes Ullmaier
Kurzname: HNDL
Kurs-Nr.: 05.067.1130
Kurstyp: Seminar/Hauptseminar

Inhalt

Schon immer haben Menschen Andere beobachtet. Und schon früh mag die Intensität und Asymmetrie der Beobachtung dabei – ob in (Ur-)Horden, Familien oder überschaubaren Gemeinden – gelegentlich ein Maß erreicht haben, das de facto einer Überwachung gleichkam, quasi als Vorboten heutiger Helikopter-Eltern, Nachbarschafts-Spione, Stalker, Selftracker, Büro-Kontrollfreaks usw. Doch erst mit der Herausbildung größerer und zentralisierter Verwaltungs-, Macht- und Medienstrukturen entsteht, was derzeit gemeinhin „Überwachung“ heißt – wobei die Trennung zwischen der systematischen Beobachtung einzelner Individuen, spezifischer Gruppen oder aber Aller, der Überwachung durch Einzelne, durch staatliche Institutionen oder Konzerne, heimlich oder demonstrativ, verdachtsbezogen oder anlasslos, rein registrierend bis unmittelbar sanktionierend, zeitversetzt, in real-time oder „präemptiv“, partiell bis total etc. bislang auffällig vage bleibt.

Im Zuge der globalen digitalen Vernetzung haben die Möglichkeiten und die Realität der Überwachung unlängst in kurzer Zeit eine Dynamik entwickelt, die in der Geschichte ohne Beispiel ist und deren Konsequenzen schwerlich zu ermessen sind. Denn so unwahrscheinlich es noch vor zwanzig Jahren gewesen wäre, dass Ihnen, wenn Sie diesen Text im gedruckten Vorlesungsverzeichnis gelesen hätten, jemand (ohne dass sie es bemerken) dabei zuschaut, so unwahrscheinlich ist es heute, dass Sie diesen Text gerade auf Ihrem Bildschirm lesen, ohne dass dabei mehrfach beobachtet und registriert würde, wann, wie lange, wie oft etc.

Grund genug, sich mit Geschichte und Struktur der Überwachung näher zu befassen und zu fragen, was sich aus dem komplexen Wechselspiel von Kontroll-Utopien, realen Überwachungspraktiken und ihrer literarischen, mehrheitlich dystopischen Darstellung lernen lässt. Das Seminar wird sich demgemäß mit historischen Programmschriften wie Jeremy Benthams 1787 erschienenem Werk „Panoptikum“ (und dessen Analyse durch Michel Foucault) sowie der Realgeschichte der Überwachung ebenso beschäftigen müssen wie mit klassischen und neueren ästhetischen Gestaltungen von George Orwells Roman „1984“ (1949) über Francis Ford Coppolas „The Conversation” (1973) bis hin zu Florian Henckel von Donnersmarcks „Das Leben der Anderen” (2006) und Dave Eggers’ „The Circle” (2013).

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
20.04.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.04.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
04.05.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.05.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
18.05.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.05.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
01.06.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.06.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.06.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
22.06.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.06.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.07.2018 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 461 P108
1141 - Philosophisches Seminargebäude