Lehre am Deutschen Institut

SFNL I/II: Schlechte und vernunftwidrige Welt im Roman der Spätaufklärung

Dozent:innen: Dr. Anne Christine Waldschmidt
Kurzname: SFNL I/II:
Kurs-Nr.: 05.067.778
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Wichtige Info: Bitte beachten Sie, dass insgesamt 5 Kurse des Typs SFNL zur Auswahl stehen.

Empfohlene Literatur

Zur ersten Orientierung:

Schönert, Jörg: Fragen ohne Antwort. Zur Krise der literarischen Aufklärung im Roman des späten 18. Jahrhunderts: Wezels Belphegor, Klingers Faust und die Nachtwachen von Bonaventura. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 14 (1970), S. 183-229.

Jakobi, Carsten: Voltaire nachahmen, Voltaire überbieten. Narrative Techniken der satirischen Desillusionierung in Johann Carl Wezels Roman Belphegor. In: Mimesis, Mimikry, Simulatio. Tarnung und Aufdeckung in den Künsten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Festschrift für Erwin Rotermund. Hg. v. Hanns-Werner Heister/Bernhard Spies. Berlin 2013 (Musik, Gesellschaft, Geschichte 6), S. 367-382.

Budde, Bernhard: Aufklärung als Dialog. Wielands antithetische Prosa. Tübingen 2000 (Studien zu deutschen Literatur 155), insb. S. 288-366.

Segeberg, Harro: Friedrich Maximilian Klingers Romandichtung. Untersuchungen zum Roman der Spätaufklärung. Heidelberg 1974 (Probleme der Dichtung, Studien zur deutschen Literaturgeschichte 14), insb. S. 70-81.

Inhalt

Von Beginn an ist die aufklärerische Bewegung von dem Bewusstsein begleitet, dass ihre Vorstellung von einer vernunftgemäßen Ordnung der Welt und einer sittlichen Gemeinschaft der einzelnen Subjekte keine Tatsache in der historischen Wirklichkeit ist. Das theoretische Denken der Aufklärung überwindet diese Diskrepanz zwischen Ideal und den gar nicht so vernünftigen oder moralischen Verhältnissen in der Wirklichkeit zumeist, indem es an der Gültigkeit jener Prinzipien der Vernunft festhält und davon ausgeht, dass sie auch praktisch gelten, wenn nur die bisher noch fehlende Einsicht in die zustimmungsfähige Ordnung der Welt erst einmal hergestellt sei. In den literarischen Texten des späten 18. Jahrhunderts wird dieser Optimismus zusehends brüchig: Aufklärerische Gewissheiten und ihr Garant, das vernunftbegabte und moralische Subjekt, werden nun selbst zum Gegenstand der Kritik; die schlechte Einrichtung der Welt soll nun weniger für die Notwendigkeit aufklärerischer Bemühungen wie für ihre zwangsläufige Erfolglosigkeit, ja vielleicht gar für die Unangemessenheit der Ideale sprechen. Vor dem Hintergrund einer solchen kritischen Wendung im Selbstverständnis der Aufklärung entstehen – z. T. in Anknüpfung an Voltaires Candide – Universalsatiren auf die Welt, in denen Absurdität und Unmoral alle Verhältnisse der gesellschaftlichen Realität bestimmen.

Das Seminar wird sich eingehend mit vier Romanen der deutschsprachigen Spätaufklärung befassen, die von der Unvernunft und fehlenden Moral der Welt erzählen: mit dem 3. und 4. Buch von Christoph Martin Wielands Geschichte der Abderiten (1778-80), Auszügen aus Johann Karl Wezels Belphegor (1776), Friedrich Maximilian Klingers Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt (1791/94) und den Nachwachen von Bonaventura (1804). Betrachtet werden die Einwände gegen sämtliche Sinn- und Ordnungsvorstellungen der Wirklichkeit, ihre narrative Ausmalung sowie die Standpunkte, welche die umfassende Satire den Texten noch einzunehmen übrig lässt. Zur Sprache kommen darstellerische Mittel wie Reiseerzählung, Drastik oder Komik der Geschichten, aber auch mögliche politische Implikationen der bebilderten Kritik. Der genaue Seminarplan wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

Erwartet wird die Bereitschaft zur Lektüre der Romane!

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
15.04.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
29.04.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
06.05.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
13.05.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
20.05.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
27.05.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
03.06.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
17.06.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
24.06.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
01.07.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146
08.07.2019 (Montag) 14:15 - 15:45 02 146