Lehre am Deutschen Institut

UNDL I/II (Bachelor & Master): Lesedramen lesen

Dozent:innen: Dr. Johannes Ullmaier
Kurzname: UNDL
Kurs-Nr.: 05.067.919
Kurstyp: Übung

Inhalt

Je dramatischer ein Drama, d.h. je performanz- und bühnenorientierter, desto eher wird der gedruckte Text als bloße Notation erscheinen. Zwar enthält er idealiter das Werk und gewährleistet die Stabilität der Überlieferung, doch z.B. Kleists „Zerbrochenen Krug“ als Reclamheft zu rezipieren wirkt gegenüber einer guten Aufführung ein wenig wie das Studium einer Klaviersonatenpartitur gegenüber dem Erlebnis einer packenden Konzertdarbietung. Außerdem muss man dafür lesen können und mehr Eigenenergie aufbringen als zum bloßen Zuschauen.
Zwischen den so beschriebenen Polen einer audiovisuellen Live-Performance im Theater einerseits und der stillen Individual-Lektüre andererseits kann das gemeinsame laute Lesen eines Stücktexts mit verteilten Rollen ein praktikabler Kompromiss sein. Zumal bei solchen Dramen, die gar nicht primär für die Bühne verfasst wurden, sondern deren Text selbst dezidiert die Werkform darstellt – sei es, weil mit einer Aufführung zur Zeit der Niederschrift aus inhaltlichen oder technischen Gründen nicht zu rechnen war, oder sei es, um bestehende Aufführungsstandards zu reflektieren, herauszufordern oder bewusst zu konterkarieren bzw. sabotieren.
Abgesehen von antiken Non-Performance-Dialogen von Platon oder Lukian kämen dabei vor allem Werke wie Michael Reinhold Lenz’ „Komödie“ „Die Soldaten“ (1776, zugleich Vorlage für Bernd Alois Zimmermanns legendär ‚unspielbare‘ Oper von 1965), Ludwig Tiecks Meta-Literatursatire „Der gestiefelte Kater“ (1797), Oskar Panizzas Skandalstück „Das Liebeskonzil“ (1894), einige futuristische und expressionistische Kurz- bzw. Minidramen oder Karl Kraus’ Weltkriegsdokumentation „Die letzten Tage der Menschheit“ in Betracht (1915-22, vergleichend auch die Bühnenfassung von 1929/30 sowie Audio-Realisationen als Hörspiel oder Lesung, namentlich von Helmut Qualtinger).
Das Ziel der Übung ist ein dreifaches: 1) einige Ausnahmetexte der deutschsprachigen Dramengeschichte aus der Nähe zu erkunden, 2) sie gemeinsam so ‚zum Lesen zu erwecken‘, dass die Möglichkeiten einer Performanz jenseits der Bühne, zumal im Unterricht, erleb- und diskutierbar werden sowie 3) in begleitender Analyse bestehende Dramen-, vor allem Lesedramentheorien zu rekapitulieren und gegebenenfalls zu modifizieren.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
18.10.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.10.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.11.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.11.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
22.11.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.11.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.12.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.12.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.12.2019 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.01.2020 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.01.2020 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.01.2020 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
31.01.2020 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude
07.02.2020 (Freitag) 16:15 - 17:45 01 491 P110
1141 - Philosophisches Seminargebäude