Lektüreübung Literarisches Feuilleton der Gegenwart

Wintersemester 2010

Zwischen der universitären Germanistik und dem literarischen Feuilleton besteht traditionell eine gesunde Hassliebe, genährt aus dem wechselseitigen Verdacht, Feuilletonist bzw. Germanist könne ja bloß werden, wer es in der Universität bzw. außerhalb von ihr zu nichts gebracht hätte bzw. bringen könnte.
In Wirklichkeit sind die deutschsprachigen Literaturredaktionen inzwischen voller Leute mit germanistischen Hochschulabschlüssen, während ein beträchtlicher Teil ihrer Feuilletonspalten aus germanistischen Instituten heraus befüllt wird.
Unterdes scheint es bei den Studierenden nicht mehr selbstverständlich, das Feuilleton bzw. dessen Literaturteil wahrzunehmen, geschweige denn leidenschaftlich zu verfolgen. Warum eigentlich? Sicher findet dort gerade ein Transformationsprozess von Print zu Online statt, während Sprechräume jenseits des professionellen Journalismus rapide an Bedeutung gewinnen; und sicher geraten dabei manche (Selbst-)Gewissheiten professioneller Kultur- und Gegenwartsdiagnostik ins Wanken. Doch umso aufschlussreicher sollte es gerade jetzt sein, sich mit den einschlägigen Orten, Gattungen und Stimmen des aktuellen Feuilletons vertraut zu machen und die laufenden Debatten – zumal auch über die akuten Umbrüche – zu analysieren und zu reflektieren. Die Übung will das in gemeinsamer Lektüre und Erörterung versuchen. Kaffee ist ausdrücklich erlaubt.