Hörspiele der Gegenwart

Sommersemester 2010

War das Hörspiel in den ersten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg faktisch die populärste Literaturgattung – mit Einschaltquoten, von denen heute selbst TV-Sport-Großereignisse nur träumen können –, wurde es ab Mitte der 1960er Jahre nach und nach zum Nischenphänomen, in einer Wechseldynamik aus zunehmender medialer Konkurrenz (TV, Farb-TV, Privat-TV, Hörbuch, Podcast) und interner Autonomisierung in Richtung Neues Hörspiel oder Medienkunst.
Das Seminar widmet sich der Frage, wo das deutschsprachige Hörspiel seit der Millenniumswende steht und inwieweit es ihm eventuell gerade in seiner relativen Verborgenheit gelingt, Techniken zu erproben, Themen zu erkunden oder Standards zu wahren, die anderswo so nicht mehr möglich scheinen. Zu entdecken wären u.a. Inge Kurtz u. Jürgen Geers („Unter dem Gras darüber“, 2000), Stefan Weigl („Stripped – ein Leben in Kontoauszügen“, 2005), Karl Bruckmaier/Peter Weiss („Die Ästhetik des Widerstands“, 2007), Schorsch Kamerun („Ein Menschenbild, das in seiner Summe Null ergibt“, 2007), René Pollesch („Tod eines Praktikanten“, 2007), Wolfgang Müller („Séance Vocibus Avium“, 2008), Frieder Butzmann („juHrop. Klingonische Oper“, 2009), Thomas Raab („Minimalutopien“, 2009), Andreas Ammer („Have you ever heard of Wilhelm Reich?“, 2009) oder Kathrin Röggla („die alarmbereiten“, 2009). Die endgültige Auswahl erfolgt gemeinsam in der ersten Sitzung. Hörenswerte Alternativvorschläge sind willkommen.