Sprechstunde
Dienstag 14-15 Uhr. Um Anmeldung per Email wird gebeten.
Wegen der Corona-Pandemie muss zur Zeit auf eine persönliche Ansprache verzichtet werde. Eine virtuelle Sprechstunde findet jedoch über Microsoft Teams oder telefonisch (06131-39-24749) statt.
Wissenschaftliche Biographie
Nach einem Studium der Germanistik und der Komparatistik an den Universitäten Harvard (B.A., 2003), Tübingen und Paris IV – Sorbonne (M.A., 2004) promovierte Timothy Attanucci 2012 im Fach Germanistik an der Universität Princeton mit einer Arbeit zur Poetik der Erdgeschichte am Beispiel Adalbert Stifters. Während der Promotionszeit war er zudem als Mitglied des Netzwerks PhD-Net „Das Wissen der Literatur“ wiederholt Gastwissenschaftler an der Humboldt Universität zu Berlin. Von 2012 bis 2014 war er in Princeton Lecturer im Fach Germanistik. Sein Buch über historische Restaurierungen und geologische Rekonstruktionen in der Literatur des 19. Jahrhunderts ist 2020 bei de Gruyter erscheinen. Aktuell arbeitet er an einer Studie zur Melancholie des ökonomischen Menschen.
Forschungsschwerpunkte
Geschichte und Theorie des Wissens; Literaturgeschichte 18. bis 20. Jahrhundert; Literatur- und Medientheorie; Theorien und Praktiken historischer Darstellung
Lehre
VNDL I/II/III: Wie entsteht Bedeutung?
Dr. Timothy AttanucciKurzname: VNDL I
Kursnummer: 05.067.700
Empfohlene Literatur
Werle, Dirk: Für eine Literaturgeschichte semantischer Einheiten, in: Literaturgeschichte, Theorien - Modelle - Praktiken, hrsg. v. Matthias Buschmeier, Walter Erhart, Kai Kauffmann, Berlin, Boston 2014, S. 63–85.Ein ausführlicheres Literaturverzeichnis mit Lektüreempfehlungen wird vor Semesterbeginn in den Reader (reader.uni-mainz.de) hochgeladen.
Inhalt
In der Linguistik befasst sich das Teilgebiet der Semantik mit den Bedeutungen von Sätzen, Worten und Wortteilen (z.B. Prä- und Suffixe). Wie entsteht aber die Bedeutung von Literatur? Literatur wird zwar meist als sprachliches Phänomen verstanden, aber sie weicht auch entschieden vom alltäglichen Sprachgebrauch ab. Zu den Unterschieden gehört u.a. die Tatsache, dass sie in schriftlich verfassten Texten festgehalten wird, die in Länge und semantischer Komplexität oft Alltagsäußerungen übertreffen. Durch ihre Fiktionalität und ihre uneigentliche bzw. metaphorische Rede erzeugt die Literatur aber schon in kurzen Texten eigene Bedeutungsebenen. Man hat daher im 20. Jahrhundert, in Anlehnung an die linguistische Semantik, eine literarische Semiotik bzw. Semiologie gefordert. Angesichts der Komplexität der literarischen Rede endeten solche Versuche aber oft in dekonstruktiven Aporien oder liefen darauf hinaus, den Eigenwert literarischer Bedeutung immer wieder von neuem zu bestätigen – ohne genau zu bestimmen, worin er bestehen könnte.Jenseits oder diesseits von solchen grundsätzlichen Problemen arbeitet die Literaturwissenschaft in ihren Textanalysen auch weiterhin mit ihren eigenen semantischen Kategorien. Zu ihnen gehören z.B. Motiv, Topos, Thema, Symbol, Metapher, Figur, Stoff oder Mythos. Die Vorlesung erörtert daher in theoretischer und praktischer Hinsicht, welche „semantischen Einheiten“ (Werle) in Frage kommen, wenn wir literarische Texte analysieren, und das heißt, ‚auflösen‘ oder ‚zergliedern‘. Es geht in der Vorlesung insofern um eine Erkundung des Konzepts der Begrifflichkeiten, mit denen die Literaturwissenschaft Bedeutung zu fassen versucht, um Wissen über die Literatur zu generieren. Die Vorlesung wird sowohl (fach-)geschichtlich als auch systematisch vorgehen, und kann daher als eine Einführung in die Literaturtheorie dienen, die speziell auf die Praxis des literaturwissenschaftlichen Arbeitens bezogen ist. Dazu gehört auch die Frage, wie sich semantische Einheiten zu den Ontologien verhalten, die mit dem binären Code von Rechenmaschinen kompatibel sind und nach denen deshalb im Rahmen der Digitalisierung gesucht wird.
Voraussetzungen / Organisatorisches
Bitte beachten Sie, dass der Beginn des Vorlesungsbetriebs des Sommersemesters 2020 auf den 20. April 2020 verschoben wurde. Weitere Informationen: https://sl.uni-mainz.de/information-zum-umgang-der-jgu-mit-dem-coronavirus/Die Vorlesung wird digital stattfinden. Geplant sind Audio- und Videosequenzen, die wöchentlich über Panopto zur Verfügung gestellt werden.
Das Management der Vorlesung verläuft über Moodle. In Moodle finden Sie alle wichtige Informationen zum Kurs, Materialien zur Vorbereitung und weiterer Lektüre, sowie Links zu den Videosequenzen im Panopto.
Die Sprechstunde (Dienstags 14-16 Uhr über Skype for Business bzw. telefonisch 06131-39-24749) dient zur allgemeinen Kommunikation mit dem Dozenten im Einzelgespräch.
Während der Vorlesungstermine, Mittwochs von 11 Uhr bis 11:45 (ab 22.04.2020), besteht zudem die Möglichkeit, sich im Moodle-Chat mit dem Dozenten über die Vorlesungsthemen auszutauschen.
Durch den Chat wird es für Sie möglich, Fragen an den Dozenten zu richten und durch Ihr Feedback den Verlauf der Vorlesung konstruktiv mitzubestimmen.
Termine:
Datum (Wochentag) | Uhrzeit | Ort |
---|---|---|
15.04.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
22.04.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
29.04.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
06.05.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
13.05.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
20.05.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
27.05.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
03.06.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
10.06.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
17.06.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
24.06.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
01.07.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
08.07.2020 (Mittwoch) | 10.15 - 11.45 Uhr | 00 512 N 2 1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude |
Semester: SoSe 2020
Publikationen (Auswahl)
Monographien
Stories from Earth: Adalbert Stifter and the Poetics of Earth History. Diss. Princeton University, 2012.
Aufsätze
Nachsommerlichkeit. Zur Ästhetik des geologischen Historismus bei A. Stifter und E.E. Viollet-le-Duc. In: Erdgeschichten: Literatur und Geologie im langen 19. Jahrhundert, hg. von Peter Schnyder. Würzburg 2020, S. 155–174.
„The Gentle Law“ of Large Numbers. Stifter’s Urban Meteorology. In: Monatshefte 1 (2020), S. 1–19.
(mit Ulrich Breuer): Melancholie. In: Handbuch Literatur und Ökonomie, hg. von Joseph Vogl und Burkhardt Wolf. Berlin 2020, S. 214–217.
Ich, Eckermann. Autorschaft im autobiographischen Paratext. In: Ich-Texte. Beiträge zur Philologie des Individuellen, hg. von Christopher Busch, Till Dembeck und Maren Jäger. Paderborn 2019, S. 117–132.
Das neuere Sachbuch theoretischer Physik: Versuch über eine Poetik des populärwissenschaftlichen genus grande. In: Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen 14 (2019) 1/2, S. 161–172.
Einmal ist keinmal: Ernst Jüngers Kometenlogik. In: Phänomene der Atmosphäre. Ein Kompendium Literarischer Meteorologie, hg. von Urs Büttner und Ines Theilen. Stuttgart 2017, S. 177-184.
Wer hat Angst vor der Geologie? Zum Schicksal der ‚geologischen Kränkung‘ in der Literatur des 20. Jahrhunderts am Beispiel von Willem Frederik Hermans, Max Frisch und Peter Handke. In: literatur für leser 39 (2016) 1, S. 9-24.
Stetigkeit im kosmischen Diskontinuum. Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey als Epos. In: Kosmos & Kontingenz: Eine Gegengeschichte, hg. von Reto Rössler, Tim Sparenberg und Philipp Weber. München 2016, S. 238-250.
Atmosphärische Stimmungen: Landschaft und Meteorologie bei Carus, Goethe und Stifter. In: Zeitschrift für Germanistik 24.2 (2014) S. 34-47.
Kafka: Junggeselle – Maschine. Überlegungen zu einer historischen Kopplung. In: Literarische ‚Junggesellen-Maschinen’ und die Ästhetik der Neutralisierung, hg. von Annette Runte. Würzburg 2011, S. 169-185.
Der Junggeselle zwischen Familie und Amt: Kafka liest Stifter. In: Für alle und für keinen: Lektüre, Schrift und Leben bei Nietzsche und Kafka. Hg. von Friedrich Balke, Joseph Vogl, und Benno Wagner. Berlin 2008, S. 149-160.
Rezensionen
Zu Büttner, Urs: Poiesis des 'Sozialen'. Achim von Arnims frühe Poetik bis zur Heidelberger Romantik (1800–1808). PhiN 80 (2017) S. 48-52.
Zu Vecchiato, Daniele: Verhandlungen mit Schiller. Historische Reflexion und literarische Verarbeitung des Dreißigjährigen Kriegs im ausgehenden 18. Jahrhundert. Jahrbuch für Internationale Germanistik 48/2 (2016) S. 160-163.
Unverbesserlich? Der Mensch als Krise der Utopie (zu Löwe, Matthias: Idealstaat und Anthropologie. Problemgeschichte der literarischen Utopie im späten 18. Jahrhundert) Athenäum: Jahrbuch der Friedrich Schlegel-Gesellschaft 25 (2015) S. 265-269.
Wie fragt man eine Datenbank des 18. Jahrhunderts ab? (zu Décultot, Elisabeth (Hg.): Lesen, Kopieren, Schreiben. Lese- und Exzerpierkunst in der europäischen Literatur des 18. Jahrhunderts). Athenäum: Jahrbuch der Friedrich Schlegel-Gesellschaft 24 (2014) S. 223-228.
Zu Gamper, Michael und Karl Wagner (Hg.): Figuren der Übertragung: Adalbert Stifter und das Wissen seiner Zeit. Arbitrium 31.1 (2013) S. 94-97.
Übersetzung
Moati, Raoul: Derrida/Searle: Deconstruction and Ordinary Language, Aus dem Französischen übers. mit Maureen Chun. New York: Columbia University Press, 2014.