Das Neue Hörspiel

 

Wintersemester 2013/14

In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre trat das Neue Hörspiel an, die zuvor meist nur produktions- und übertragungstechnisch moderne Radiokunst auch ästhetisch in die Moderne zu überführen: weg vom Illusionismus der ‚Inneren (Hör-)Bühne‘, wie sie davor ein paar Jahrzehnte populär bespielt worden war, hin zu Montage, Verfremdung, O-Ton, Musikalisierung, Lautpoesie, Feedback, Abstraktion und Metaebene. Die Ansätze waren vielfältig und radikal, oft zu radikal fürs Massenpublikum, das sich ohnehin zunehmend vor den Fernseher verlagerte. So ist vieles, was damals versucht wurde, zwar nie – zumindest nicht direkt – massentauglich geworden, wirkt aber teils noch immer zukunftsträchtiger als vieles, was derzeit produziert wird. Ziel der Übung ist es, das Spektrum des Neuen Hörspiels in gemeinsamer Rezeption und Diskussion zu erschließen und nachzuhören, wie alt das Neue und wie neu das Alte heute klingt.
Auf dem Programm: als audiovisionärer Vorlauf: Walter Ruttmann: „Weekend“ (1930) – im Kernbereich: Ernst Jandl/Friederike Mayröcker: „Fünf Mann Menschen“ – Mauricio Kagel: „Ein Aufnahmezustand“ – Helmut Heissenbüttel: „Was sollen wir überhaupt senden?“ – Paul Pörtner: „Schallspielstudien“ – Wolf Vostell: „Hundertmal hören und spielen“ – Franz Mon: „das gras wies wächst“ – Ferdinand Kriwet: „Campaign 1972“ – Peter Handke: „Hörspiel“ – Wolf Wondratschek: „Paul oder Die Zerstörung eines Hörbeispiels“ – Georg Deuter/Jürgen Ploog u.a.: „Maschine Nr. 9“ – Ludwig Harig: „Staatsbegräbnis“ – Helga M. Novak: „Fibelfabel aus Bibelbabel oder: Seitensprünge beim Studium der Mao-Bibel“ – Dieter Roth: „Die Radio-Sonate“ – Paul Wühr: „Preislied“.