Ernst Jandl

Sommersemester 2010

Von allen deutschsprachigen Dichtern, die nach dem zweiten Weltkrieg an die internationale Avantgarde anknüpften, war Ernst Jandl (1925-2000) unbestritten der mit den meisten und den größten ‚Hits‘. Ungezählt die Schulbücher und Anthologien, in denen „ottos mops“ „hopst“, „trotzt“ und „kotzt“, der „schtzngrmm“ rattert oder „lechts“ und „rinks“ „velwechsert“ werden. Ohne diese Klassiker und deren Rezeption zu kurz kommen zu lassen, möchte das Seminar versuchen, die Werkentwicklung von Ernst Jandl auch in ihren weniger populären Phasen und Formen nachzuzeichnen und die Quellgründe seines Schaffens (u.a. Gertrude Stein, expressionistische Wortkunst, anglophone Fremdsprachenpädagogik, Friederike Mayröcker und die Wiener Gruppe) zu erhellen. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei seinen medien-akustischen Arbeiten gelten, vor allem den „13 Radiophonen Texten“ (1966) und der Gemeinschaftsarbeit mit Friederike Mayröcker „Fünf Mann Menschen“ (1968); ebenso seiner Programmatik und Autorperformance, wie sie in den als TV-Aufzeichnung überlieferten Frankfurter Poetik-Vorlesungen von 1984/85 eindrücklich verschmelzen.