Hans Fallada

Sommersemester 2015

Offenbar bedurfte es eines gestrauchelten deutschen Großbürgersohns, um so phänotypisch alle Himmel und vor allem Höllen des deutschen Kleinbürgers zu verkörpern, wie Hans Fallada aka Rudolf Ditzen dies in der Literatur wie auch im Leben tat: vom beflissenen Angestellten bis zum Veruntreuer, Alkoholiker und Morphinisten; vom soliden Ehegespons bis zum enthemmten Wüstling; vom Anstandsanwalt bis zum Anstaltsinsassen; und vom eindringlichen Diagnostiker gesellschaftlicher Schieflagen bis zum lavierenden Nazimitläufer. Gerade vor dem Hintergrund der breiten Wiederentdeckung, die Fallada ausgehend vom internationalen Bestsellererfolg seines Spätwerks „Jeder stirbt für sich allein“ (1947; frz. „Seul dans Berlin“, 2002; engl. „Alone in Berlin“, 2009) jüngst zuteil wurde, stellt sich die Frage, welche historischen Unterschiede, aber auch Kontinuitäten gehaltlich wie erzählerisch seit dem ersten Erscheinen seiner Bücher in den 1920er bis 1940er Jahren zu heute bestehen. Diesem Fragenkomplex soll im Seminar anhand von folgenden Romanen sowie (teils) deren Kino- und TV-Verfilmungen bzw. Hörbuchfassungen nachgegangen werden: „Bauern, Bonzen und Bomben“ (1931), „Kleiner Mann – was nun?“ (1932), „Der eiserne Gustav“ (1938), „Der Trinker“ (1944/1950) und „Jeder stirbt für sich allein“ (1947).