Helge Schneider

 

Wintersemester 2012/13

Je alberner ein Künstler auf den ersten Blick erscheint, je schriller seine Trash- und je sublimer seine Hochkulturfacetten, desto wahrscheinlicher ist es, dass er im akademischen Diskurs naserümpfend abgetan und von apologetischen Fans dafür umso hanebüchener überinterpretiert wird. Entsprechend groß ist diese Gefahr bei Helge Schneider, der mit Hits wie „Katzeklo“ das spaßgesellschaftliche TV-Niveau populär zu bedienen, ja zu unterbieten scheint, dabei aber seit Mitte der 1980er ein Eigenuniversum aufgespannt hat, von dessen Originalität, Artistik, Weite und Prägnanz die meisten Zeitgenossen im Kulturbetrieb nur träumen können.
Mit Rücksicht auf die curriculare Verortung wird das Seminar weniger den Musiker, Bühnenclown und Filmemacher als den Sprach-, Sprech- und Erzählkünstler Helge Schneider – Autor von immerhin einem Dutzend Büchern – in den Blick nehmen, wobei auch dieser ohne Aspekte wie Improvisation, Jazz, Conference, Groove, Timing oder Scat kaum zu verstehen ist, so wenig wie ohne Mitberücksichtigung der generischen und medialen Kontexte, in denen er agiert. Ziel des Kurses ist es, vor dem Hintergrund der Traditionen, an die Schneider anknüpft (u.a. Grock, Jürgen von Manger, Thelonius Monk, Lord Buckley, Frank Zappa, Hanswurst), gemeinsam herauszuarbeiten, was seinen Stil und seine Wirkung ausmacht, und dafür möglichst unfalsche Begriffe und Beschreibungen zu finden.