Helmut Heißenbüttel

 

Sommersemester 2011

Gälte es, die Entwicklung der avancierten Literatur im deutschsprachigen Raum von der Mitte bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts an einer einzigen Person festzumachen, böte sich wohl niemand besser an als Helmut Heißenbüttel (1921-1996). In seiner Multifunktion als Dichter, Theoretiker, Herausgeber, Rundfunkredakteur und Kritiker hat er maßgeblich dazu beigetragen, die deutschsprachige Literatur nach der nationalsozialistischen Regression zu re-modernisieren, sei es durch die programmatische Wiederanknüpfung an Avantgarde-Traditionen der Vorkriegszeit (vgl. seine Frankfurter Poetikvorlesungen „Grundbegriffe einer Poetik im 20. Jahrhundert“ von 1963 sowie den Sammelband „Über Literatur“ von 1966); sei es, indem er um die sogenannte Stuttgarter Gruppe ein internationales Netzwerk moderner „konkreter“ Schriftsteller und Künstler knüpfte; und nicht zuletzt in seinen eigenen literarischen Werken, von den Lyrikbänden der 1950er Jahre über die einflussreichen „Textbücher“ der 1960er bis hin zu den Groß-„Projekten“ der 1970er wie „D’Alemberts Ende“ (1970), „Das Durchhauen des Kohlhaupts. 13 Lehrgedichte“ (1974), „Eichendorffs Untergang und andere Märchen“ (1978) oder „Wenn Adolf Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte“ (1979), nicht zu vergessen seine akustischen Arbeiten, etwa das Hörspiel „Max unmittelbar vorm Einschlafen“ (1972).
Ziel des Seminars ist es, an ausgewählten Werken und literaturtheoretischen Schriften Helmut Heißenbüttels sowohl dessen Schaffen als auch die Epoche, die es geprägt hat, zu entdecken.