Konkrete Poesie

 

Wintersemester 2012/13

Unter dem Schlagwort „Konkrete Poesie“ – oder stilechter: „konkrete poesie“ – firmieren diverse Varianten des Programms und/oder der Praxis, Sprache nicht bloß als Transportvehikel für Informationen, Stimmungen und Meinungen aufzufassen und zu nutzen, sondern sie selbst zum Ausgangspunkt und Gegenstand, sprich: Material von Literatur zu machen.
Wie das im einzelnen geschieht, ob in bestehenden Gattungstraditionen oder jenseits davon, ob auf dem Papier oder akustisch, ob vom Satz, vom Wort oder vom einzelnen Buchstaben bzw. Laut ausgehend; inwiefern der jeweilige Ansatz mit verwandten Bestrebungen in anderen Künsten (etwa der musique concrète) korreliert und kombiniert werden kann; welche Vorläufer und Anknüpfungspunkte sich in der Literatur-, Kunst-, Musik- und Zeitgeschichte finden; wer dazugehört und wer nicht; ob es eventuell bessere Bezeichnungen gibt; wie die Konkrete Poesie (etwa in der Werbung) rezipiert wurde; und ob sich die Bewegung, nachdem sie in den 1960er und 70er Jahren zwischenzeitlich zur (wenn auch nie beherrschenden) Mode wurde, in den 80ern wirklich totgelaufen hat bzw. totlaufen musste, oder ob ihre größten Potentiale nicht noch künftiger Erschließung harren oder sich im Zuge der Internetrevolution bereits teils realisieren – all das gab und gibt bis heute Anlass zu prinzipiellen Kontroversen und ertragreichen historischen Erkundungen. Das Seminar wird versuchen, die Entwicklung der Konkreten Poesie in einigen markanten Werken, Positionen und Stationen nachzuzeichnen und im Spiegel der aktuellen Medienentwicklung zu reflektieren.
Mit Franz Mon wird einer ihrer zentralen Vertreter im Seminar zu Gast sein, um seine poetologische Konzeption und eine Auswahl seiner Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren.