Lehre am Deutschen Institut

REPA: Konrad von Würzburg: „Engelhard“

Dozent:innen: Dr. Mirna Kjorveziroska
Kurzname: REPA
Kurs-Nr.: 05.067.475
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Textgrundlage: Konrad von Würzburg: Engelhard. Herausgegeben von Ingo Reiffenstein. 3., neubearbeitete Auflage der Ausgabe von Paul Gereke, Tübingen 1982 (ATB 17). Zugriff über das Uninetz: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110947465/html

Inhalt

Als Engelhard, der älteste von zehn Söhnen eines armen Adligen, auszieht, um der Familie nicht zur Last zu fallen, gibt ihm sein Vater drei Äpfel und einen Tipp mit: Wer den angebotenen Apfel mit Engelhard teilt, eigne sich als Freund; wer den Apfel allein isst, tauge nicht als Gefährte. Dietrich besteht die Apfelprobe meisterhaft, indem er den Apfel, nach den Regeln höfischer Erziehung sorgfältig geschält, symmetrisch teilt und die eine Hälfte Engelhard zurückgibt. Beide junge Männer, die erstaunlicherweise innerlich und äußerlich vollkommen gleich sind, schließen Freundschaft und reiten zusammen zum dänischen Königshof, wo sie ihre ritterlichen Kompetenzen vervollkommnen. Die Königstochter Engeltrud verliebt sich in sie und findet nach qualvollem Grübeln trotz der verwirrenden Gleichheit endlich ein Unterscheidungskriterium: Beim Namenvergleich wird sie auf die große Ähnlichkeit zwischen ,Engeltrud‘ und ,Engelhard‘ aufmerksam und schlussfolgert, dass Engelhard derjenige sei, den sie lieben soll. Engeltruds und Engelhards Liebestreffen bleibt indes nicht unbeobachtet und es bricht ein Skandal am Hof aus. Als Engelhard seine Unschuld in einem als Gottesgericht angelegten Kampf beweisen soll, zögert er: Alle Anschuldigungen sind doch richtig und Gott würde keinen Lügner siegen lassen. Deswegen bittet er Dietrich, an seiner Stelle zu kämpfen. Dank der absoluten Gleichheit des Freundespaares sind Rollentausch und Identitätswechsel erfolgreich: Engelhards treuem Stellvertreter, der tatsächlich keine Liebesbeziehung mit der Königstochter eingegangen ist, gelingt es, einen Freispruch zu erkämpfen. Nach dem vorläufigen Happyend, dass Engelhard Engeltrud heiratet, die dänische Krone übernimmt und Vater wird, bricht eine neue Katastrophe über die Freunde herein: Dietrich erkrankt an Aussatz und nur das Blut von Engelhards Kindern kann ihn heilen…

Das sind die inhaltlichen Grundkoordinaten des knapp 6500 Verse langen, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen Romans Engelhard Konrads von Würzburg. Zum einen wollen wir den Text sprachlich erschließen und Übersetzungstechniken üben – Konrad ist nicht nur als besonders produktiver und außerordentlich gattungsoffener Dichter, sondern auch als Formkünstler und Sprachvirtuose in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen. Zum anderen werden literaturwissenschaftliche und kulturgeschichtliche Aspekte zur Diskussion stehen: Männerfreundschaft, unheilvolle Figurengleichheit, sozialer Aufstieg, Gattungshybride und Überblendung von Minneroman und Legende. Außerdem wird ein signifikanter Überlieferungs(un-)fall vorgestellt: Der Engelhard ist nur in einem 1573 erschienenen frühneuhochdeutschen Druck überliefert, was beunruhigende Autorferne bedeutete und eine Rückübersetzung ins Mittelhochdeutsche seitens der Herausgeber erforderte. Auf dieser Grundlage wird auch die methodische Kompetenz vermittelt, die täglich benutzten Textausgaben zu hinterfragen, ihre Voraussetzungen und ihre Machart offenzulegen.

Termine

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