Wiener Kaffeehausliteratur

Sommersemester 2014

Als die Türken beim Rückzug von ihrer zweiten missglückten Wien-Belagerung 1683 dort den Kaffee vergaßen (wie es die Legende will), begann die Geschichte einer Institution, deren Bedeutung für die deutschsprachige Literatur – vor allem vom Fin de Siècle bis zum „Anschluss“ Österreichs 1938 – kaum zu überschätzen ist. Denn das Wiener Kaffehaus ist, wie Alfred Polgar in seiner „Theorie des Café Central“ (1926) pars pro toto feststellt, „kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung, und zwar eine, deren innerster Inhalt es ist, die Welt nicht anzuschauen.“ Ziel des Seminars ist es, die zentralen Orte – neben dem Café Central das Café Griensteidl und das Café Herrenhof – sowie die originellsten Vertreter dieser Weltanschauung, darunter Peter Altenberg, Egon Friedell, Anton Kuh, Joseph Roth und Friedrich Torberg, in charakteristischen Texten und Anekdoten von ihnen und über sie aufzusuchen und sich gemeinsam anzusehen, was sie in und aus ihren Caféhäusern – teils weit schärfer als ihre Zeitgenossen draußen – von der Welt gesehen haben.