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„Darf man über Hitler lachen? “

Am 13. Juni 2015 hielt der Mainzer Literaturwissenschaftler Dr. Carsten Jakobi (Deutsches Institut der Johannes Gutenberg-Universität) im Rahmen der Fachtagung „Darf man über Hitler lachen? Humor und Satire als Mittel der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sowie aktuellem Rechtsextremismus“ einen Vortrag zu dem Thema „Was ist Satire und wie funktioniert sie?“ Die Tagung wurde von der Landeszentrale für politische Bildung organisiert und fand in der Gedenkstätte KZ Osthofen statt.

In seinem Vortrag stellte Jakobi nach einer systematischen Erläuterung des Satirebegriffs verschiedene Beispiele von Satiren auf Hitler seit den frühen 1920er Jahren bis zur Gegenwart vor. Als Resultat seiner satiretheoretischen Überlegungen formulierte Jakobi die These, dass sich der Gegenstand der Hitler-Satire historisch verschoben habe: Galt, solange der Nationalsozialismus seine Macht behaupten konnte, die satirische Kritik noch Hitler, der Ideologie des Nationalsozialismus und seiner Gewalt, dient in Satiren der Gegenwart Hitler nur noch als Vehikel der Kritik an etwas anderem: in Timur Vermes‘ Bestseller-Roman Er ist wieder da (2012) etwa an der gegenwärtigen Medienlandschaft. Dass Satiren über den Nationalsozialismus ihren Gegenstand systematisch verharmlosen oder verkennen würden, schloss Jakobi aus: Wenn eine solche Satire diesem Thema nicht gerecht würde, liege das nicht an ihrer Form als Satire, sondern an einem ihr zugrunde liegenden politischen Fehlurteil.

Die gut besuchte Tagung, an der auch zahlreiche Lehrer*innen und Fachkräfte aus der politischen Bildung teilnahmen, fand reges öffentliches Interesse. In Interviews sowie vor- und nachbereitender Pressenberichterstattung wurde Jakobi mehrfach zu seinem Vortragsthema befragt.

Die Mainzer Literaturwissenschaft befasst sich seit vielen Jahren mit Fragen der literarischen Komik. Jüngstes Zeugnis dieser Forschung ist der von Jakobi und seiner Mainzer Kollegin Dr. Christine Waldschmidt herausgegebene Sammelband Witz und Wirklichkeit. Komik als Form ästhetischer Weltanschauung (transcript Verlag, 2015), an dem zahlreiche Mainzer Forscher*innen aus dem Bereich der Älteren und der Neueren deutschen Literaturwissenschaft mitgewirkt haben.

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